Am 20. Januar öffnen sich wieder die Tore des Messegeländes für die Internationale Grüne Woche (IGW) 2012. Zehn Tage gehen mehr als 400.000 Besucherinnen und Besucher unter dem Berliner Funkturm auf kulinarische Entdeckungsreise. Was einst als Agrarausstellung begann, ist mittlerweile für viele Menschen zum winterlichen Volksfest mit politischem Rahmenprogramm geworden. Doch die gute Stimmung kann getrübt und der Appetit ordentlich vermasselt werden. Pünktlich zur IGW wird wieder ein Agrar-Skandal durch´s Dorf getrieben. Waren es im Januar 2011 Enthüllungen über Dioxin in Futtermitteln, wird jetzt über Antibiotika-Missbrauch in Deutschlands Ställen debattiert. Anstoß gab eine Mini-Stichprobe des BUND, in der auf zehn von zwanzig Hähnchen multiresistente Bakterien gefunden wurden. Das wurde als Hinweis auf einen unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika interpretiert. Deutlich belastbarere Studien zu missbräuchlichen Verwendungen von Antibiotika vom Herbst 2011 aus NRW und Niedersachsen wurden dagegen von den Medien kaum beachtet.
Die Linksfraktion hat diese beiden Studien zum Anlass genommen, sich intensiv mit dem Vorwurf des Missbrauchs von Antibiotika in der Tierhaltung auseinanderzusetzen. Übrigens landen nicht nur zu viele Antibiotika in den Ställen, sondern auch bei Menschen oder Hunden und Katzen gibt es Probleme.
Ergebnis der vielen Gespräche und eMail-Wechsel ist der Antrag „Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung reduzieren“ (Bundestagsdrucksache 17/8348), der am Dienstag von der Bundestagsfraktion beschlossen wurde. Dazu passend hatten die Grünen am Mittwoch eine aktuelle Stunde im Bundestag erwirkt.
Unstrittig ist, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung reduziert werden muss. Dazu brauchen wir eine bundesweite Strategie. Es macht wenig Sinn, wenn jedes Bundesland sein eigenes Süppchen kocht. In unserem Antrag finden sich mehrere Vorschläge zur Lösung des Problems. Beispielsweise muss die Datengrundlage verbessert, die Haltungsbedingungen überprüft und das zuständige Personal besser geschult und bezahlt werden. Ein gutes Bestandsmanagement, eine integrierte tierärztliche Betreuung und betriebliche Minimierungsprogramme sind notwendig. Es geht um eine Verbesserung der Qualität in jeder Tierhaltung, egal ob in kleinen oder großen Beständen. Antibiotische Wirkstoffe sollten auch nur entweder bei Mensch oder Tier eingesetzt werden dürfen.
Das Thema Antibiotika-Missbrauch muss auch nach der Grünen Woche weiter diskutiert werden. Statt Aktionismus oder Aussitzen bei der politischen Konkurrenz fordern wir eine sachliche Befassung mit dem Thema und haben eine Anhörung im Agrarausschuss des Bundestages angeregt. Auch am Stand der Bundestagsfraktion auf der Grünen Woche in Halle 6.2 werden wir sicher viele interessante Gespräche auch zu diesem Thema führen. Kommen Sie vorbei!
Anhang: bundestagsreport_01_2012.pdf