Minister Seehofer warnt vor Panikmache. Sicher – eine akute Bedrohungssituation kann allein aus den neuerlichen Nachweisen von H5N1 bei Wildvögeln in Bayern nicht abgeleitet werden. Besorgniserregend ist allerdings die nach wie vor bestehende völlige Unkenntnis über die tatsächliche Verbreitung des Erregers und das reale Infektionsrisiko für die heimischen Nutzgeflügelbestände. So ist völlig unklar, ob das Wildvogel-Monitoring der Länder als Frühwarnsystem funktioniert oder ob die ersten Fälle erst nachgewiesen werden, wenn die Infektion längst in den regionalen Wildvogelbeständen läuft. Es fehlt weiterhin an wissenschaftlich fundierten Vorbeuge- und Krisenreaktionsszenarien, bei denen auch Kosten und Nutzen der Maßnahmen analysiert werden müssen.
Minister Seehofer findet, dass die Vogelgrippe "schwer einzuschätzen" sei. Warum setzt er dann beim Agrarressortforschungskonzept aus seinem Haus den Rotstift ausgerechnet dort an, wo die Schließung von Wissenslücken und die Bewertung der realen Risiken geleistet werden muss?
Die geplante Schließung des Standorts Wusterhausen mit dem Institut für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts in Wusterhausen/Dosse (Brandenburg) und seine Verlagerung an den für die Aufgabenerfüllung wenig geeigneten Standort auf der Insel Riems ist angesichts der wachsenden Bedrohung der Nutztierbestände durch Infektionserreger absurd. Der Minister muss handeln, bevor es wirklich zu spät ist. Die sachlichen, fachlichen, finanziellen und strukturpolitischen Argumente liegen schon lange auf dem Tisch.