Die Bundesjustizministerin hat völlig recht, wenn sie den Kompromiss als nicht zeitgemäß kritisiert. Die Union hat sich mit einem Frauenbild aus dem vorletzten Jahrhundert durchgesetzt, das die Ehe immer noch als wünschenswerte finanzielle Absicherung der Frau ansieht.Deshalb sollen Ehefrauen gegenüber unverheirateten Müttern bei der Rangfolge des Unterhaltsrechts weiter privilegiert werden.
Die ganze Diskussion ist allerdings scheinheilig: bereits jetzt ist der nacheheliche Unterhalt keineswegs ein Instrument, das Armut verhindert! Die sozial Ungesicherten nach einer Scheidung sind in der Regel die Frauen. Die Union tut ihnen keinen Gefallen, wenn sie Unterhalt als Ausgleich für den Verzicht auf berufliche Integration und ein Individualrecht auf soziale Sicherung darstellt. Dieser Ausgleich findet nämlich in den meisten Fällen nicht statt. Stattdessen muss endlich die Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt beendet und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden. Wenn Frauen trotz Ehe und Familie finanziell auf eigenen Füßen stehen können, braucht es vielleicht irgendwann auch kein Unterhaltsrecht mehr.