"Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen", soll ein bekannter Altkanzler einmal gesagt haben. Die Fraktion DIE LINKE macht das anders. Sie geht nicht zum Arzt, sondern auf Tour. "PLAN B – Das rote Projekt für einen sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft" heißt das visionäre Projekt, das die Abgeordneten der Fraktion in diesem Sommer während einer Reise quer durchs Land vorstellen und Bürgerinnen und Bürger einladen, es mit zu gestalten.
Am 28. August machten sie Station in der Prignitz. In Perleberg luden sie ein, über Visionen für die neue Gestaltung unserer Gesellschaft bis ins Jahr 2050 nachzudenken. Knapp fünfzig Menschen waren gekommen. RentnerInnen, BäuerInnen, Menschen mit Schlips oder Basecap füllten den Saal im Hotel "Deutscher Kaiser". Sie wollten wissen, wie der Inhalt einer 50 Seiten starken Broschüre an einem Abend so vorgestellt werden kann, dass es jede und jeder versteht. Keine leichte Aufgabe für die Veranstalter.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Cornelia Möhring erläuterte die Grundlagen des PLAN B: Sozial, demokratisch und ökologisch soll er sein. Er könne nicht von oben verordnet, sondern müsse aktiv mitgetragen werden. "Umbau und Umverteilung sind direkt miteinander zu verbinden¨, betonte Möhring. Der Außenpolitiker Jan van Aken berichtete über die Umbauprozesse in der Energiewirtschaft. ¨100 Prozent Erneuerbare Energien ist keine Utopie, sondern völlig real und machbar¨, sagte der Hamburger Abgeordnete, der früher Energieexperte bei Greenpeace war. Van Aken betonte, dass es nicht darum ginge, nur die Energiequellen auszutauschen, sondern auch die Struktur des Energiemarktes aufzubrechen. ¨Millionen statt vier¨ Stromproduzenten sei die Vision. Die vier großen Energieunternehmen besäßen zu viel Macht und Einfluss. Die agrarpolitische Vision für das Jahr 2050 wurde von der landwirtschaftspolitischen Sprecherin Kirsten Tackmann, in deren Wahlkreis die Veranstaltung stattfand, vorgetragen. Sie betonte die Notwendigkeit, vom Weltmarkt losgelöst zu wirtschaften. Wochenmarkt statt Weltmarkt sei das Motto, erläutert Tackmann. ¨Wir brauchen weitgehend regionale Kreisläufe¨, forderte sie und mahnte eine Umwelt und Ressourcen schonende Agrarproduktion an.
In der Debatte wurde deutlich, dass der PLAN B begeistern kann. Viele stimmten den Thesen zum sozial-ökologischen Umbau zu, mahnten jedoch an, die Alltagsprobleme der Menschen nicht zu vergessen. "Genau da setzt unser PLAN B an", griff Cornelia Möhring den Hinweis auf. Konkrete Umbauvorschläge für kurz- und mittelfristige Schritte stünden im Papier. Ob wirklich so schnell wie im PLAN B gefordert aus aus der Braunkohle ausgestiegen werden kann, bezweifelten einige Teilnehmer. Man müsse dann auch Perspektiven für die Lausitz haben, forderte einer von ihnen. Transformationserfahrungen in Ostdeutschland, gerade im Bereich militärischer Konversion, müssten dafür genutzt werden, antwortete Jan van Aken. Eins ist klar. PLAN B ist kein Partner für einen Abend oder eine Nacht. Das Papier muss breit und ausführlich diskutiert werden. Gelegenheit dazu gibt es reichlich, denn die Tour geht weiter. Die PolitikerInnen der LINKEN statteten die PerlebergerInnen mit Broschüren und Kontaktadressen aus und machten sich auf zur nächsten Station. Am 29. August geht die PLAN-B-Tour in Hamburg weiter.