In den vergangenen Jahren haben sich die Rahmenbedingungen für die europäische Agrarwirtschaft stark gewandelt. Meine Ziele sind die Stärkung der vor Ort verankerten, mit sozialer und ökologischer Verantwortung arbeitenden Landwirtschaftsbetriebe, Existenz sichernd bezahlte Arbeitsplätze und lebendige ländliche Räume.
Aber auch in manch anderer Hinsicht steht die Agrarpolitik auf dem Prüfstand: Tagtäglich geht Fläche für die landwirtschaftliche Nutzung verloren. Dazu kommt die sich verschärfende Konkurrenz zwischen Anbau von Nahrungsmitteln, Futtermitteln, Bioenergiepflanzen und nachwachsenden Rohstoffen. Das wirft neue soziale, ökologische und ethische Fragen auf. Großflächige Landnutzung steht oft in Spannung zur touristischen Nutzung und Naturschutzzielen.
Landwirtschaft wird medial häufig nur in Krisensituationen wahrgenommen. Dazu gehören Skandale um Dioxin belastete Futtermittel und EHEC oder die Ignoranz der Politik gegenüber den neuen Globalisierungs-Gefahren, zum Beispiel schwer kontrollierbare globale Waren- und Personenströme und weit verzweigte Produktionsstrukturen. Die Politik muss vorsorgend Verantwortung tragen, um solche Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dazu werden eine wissenschaftliche Risikoforschung und ein Risikomanagement gebraucht, die als Frühwarnsystem funktionieren.
Auch die Agrarforschung steht vor globalen Herausforderungen. Die Fragen nach Ernährungssicherung, Klimawandel und Armutsbekämpfung gilt es zu beantworten. Dabei sollen die Ressourcen geschont und die Biodiversität bewahrt werden. Dem kann die Agrarforschung in Deutschland nicht gerecht werden – so wie ihr Mittel und Ressourcen zusammengestrichen wurden.
Die Frage „Wem gehört das Land und wer kann es wie bewirtschaften“ ist existentieller denn je. Landwirtschaftlicher Boden und Agrarrohstoffe haben sich weltweit zu einem begehrten Spekulationsobjekt entwickelt und gelten als das neue Gold. Dabei spekulieren immer mehr außerlandwirtschaftliche Investoren wie große Kreditinstitute bzw. Banken auf Boden und mit Agrarrohstoffen – und sind damit mitverantwortlich für die großen Preisausschläge auf dem Agrarmarkt.
Doch nicht nur Boden und Nahrungsmittel sind ungezügeltem Profitstreben ausgesetzt. Immer wieder versuchen die Verfechter und Verfechterinnen der Agro-Gentechnik dieser Risikotechnologie die Tür zum Acker zu öffnen. Doch ich halte, wie 70 bis 80 Prozent der deutschen Verbraucher und Verbraucherinnen, die gesundheitlichen, ökologischen und agrarstrukturellen Risiken für nicht verantwortbar. Die Agro-Gentechnik gefährdet die gentechnikfreie Landwirtschaft, die Imkerei und die Umwelt! Politische Aufmerksamkeit und kluge Argumentation müssen dagegen halten!