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!! ACHTUNG!! DIESE SEITE WIRD NICHT MEHR AKTUALISIERT. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Anliegen nach dem Ende des Mandats von Dr. Kirsten Tackmann am 26.10.2021 an die aktuelle Linksfraktion im Bundestag. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und konstruktive Kritik der vergangenen 16 Jahre möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Im ersten Bundestagreport nach derSommerpause äußert sich Dr. Kirsten Tackmann zur Jagd.

Tackmann Artikel im Bundestagsreport - Wald und Wild in Einklang bringen

DIE LINKE steht für naturnahe Waldbewirtschaftung. Das Ökosystem Wald ist für viele Tiere und Pflanzen ein wichtiger Lebensraum. Wälder sind multifunktionale Alleskönner. Sie dienen zur Holzproduktion, zum Spaziergang und als Luftfilter. Gleichzeitig sind viele Wälder geprägt vom Erbe alter Forstanbausysteme, d. h. reine Wirtschaftwälder mit einer Baumart – meist Kiefer oder Fichte – und alle Bäume im gleichen Alter. Weil solche Wälder in ihrer ökologischen und klimatischen Funktion suboptimal sind, werden sie seit 30 Jahren schrittweise nach neuen waldwirtschaftlichen Erkenntnissen umgebaut. Der Wald der Zukunft soll junge und alte Bäume und mehr Baumarten, insbesondere Laubbäume, beherbergen. Doch dieser Umbau klappt oft nur, wenn man um den neuen Wald ein Gatter baut. Denn hohe Schalenwildbestände (v. a. Reh- oder Rotwild) führen dazu, dass mehr junge Bäume durch Fegen, Schälen oder Verbeißen geschädigt werden. Sie wachsen langsamer oder krumm oder werden von der verschont gebliebenen Nachbar-Konkurrenzpflanze bedrängt.

Naturverjüngung und Baumartenvielfalt, da sind sich fast alle ExpertInnen einig, geht nur mit angepassten Wildbeständen. Weniger Rehe finden mehr Futteralternativen und verbeißen weniger Jungbäume. Teure Gatter würden nicht gebraucht. So weit ist sich die Fachwelt einig. Der Streit beginnt, wenn über Ursachen der hohen Wildbestände, der Verbissschäden und Wege zu ihrer Vermeidung diskutiert wird. Eine effektivere Bejagung muss dabei unstrittig eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehört auch die gesellschaftliche Anerkennung des großen Engagements vieler JägerInnen. Ohne eine vor Ort verankerte Jägerschaft, zu der auch sozial Benachteiligte Zugang haben, wird das aus Sicht der LINKEN nicht zu leisten sein. Fakt ist aber auch, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag leisten muss, denn z. B. der Anbau von Pflanzen, die eine große Anziehung auf das Wild ausüben und schwierige Bejagungsbedingungen auf dem Acker, tragen europaweit zu steigenden Wildbeständen bei. Auch Beunruhigung im Revier durch SpaziergängerInnen und ReiterInnen oder die Zerschneidung der Lebensräume können dazu beitragen, dass sich das Wild verstärkt an Jungbäumen vergreift.

JägerInnen, FörsterInnen, LandwirtInnen und FlächeneigentümerInnen können das Problem also nur gemeinsam lösen.

Um den dafür notwendigen Dialog zu unterstützen, lud die Bundestagsfraktion DIE LINKE am Dienstag zu einem jagdpolitischen Fachgespräch ein. Wir wollten von den anwesenden ExpertInnen wissen, welche Probleme sie im Bereich der Jagd und welche Defizite sie bei den Gesetzen (Bundesjagdgesetz und Landesjagdgesetze), bei der Umsetzung oder der Kommunikation vor Ort sehen. Das Ergebnis war konstruktiv, aber auch so bunt, wie der eingeladene Teilnehmerkreis. Wir nutzen die Erkenntnisse, um über weitere parlamentarische Schritte nachzudenken. Das Ziel bleibt klar: Wir wollen Wald und Wild in Einklang bringen und dabei möglichst viele Beteiligte einbeziehen.