Es war einmal… Nein, das ist nicht die Geschichte vom Rotkäppchen oder von Hänsel & Gretel. Sondern von Bundeswaldministerin Aigner. Aber vom Wald erzählt sie auch. So wie die Märchenfiguren im Wald verlorengingen (in Großmutters Bett oder im Hexenhaus), so hatte auch Ministerin Aigner ihre Schwierigkeiten mit dem Forst. Sie wollte eine Vision zur nahen Zukunft des Waldes entwickeln. Unter dem kühnen Projekttitel „Waldstrategie 2020“ arbeitete ihr Haus daran und lud viele Sachverständige aus Umwelt, Forst, Naturschutz und Holzwirtschaft ein. Pünktlich zur Grünen Woche und zum UN-Jahr des Waldes sollte Anfang 2011 das fertige Papier vorgestellt werden. Doch daraus wurde nichts. Die durchgesickerten Entwürfe der Strategie wurden verrissen. Sie wären zu holzwirtschaftslastig. Nach etlichen Überarbeitungen und immer wieder erfolgten Ankündigungen war es nun diese Woche doch so weit. Am Mittwoch beschloss das Bundeskabinett die Waldstrategie 2020. Doch damit hat das Märchen noch kein gutes Ende gefunden.
Das Ziel der Waldstrategie war, alle gesellschaftlichen Interessen an den Wald unter einen Hut zu bringen. Gleichzeitig wollte die Bundesregierung die mit diesem Ziel einhergehenden Nutzungsinteressen ausgleichen. Die jetzt vorliegende Regierungs-Vision des Zukunftswaldes hat einige kritische Diskussionen der vergangenen Monate aufgegriffen und benennt die dazugehörigen Handlungsfelder und Lösungsansätze. Einige Fragen der Biodiversität, zur Rolle des Schalenwildes (Hirsche oder Wildschweine) im Wald und der Jagd oder den Klimawandel sind nun angesprochen. Trotzdem bleibt dringender Verbesserungsbedarf. Wichtige visionäre Lösungsansätze fehlen immer noch. Wo die Bundesregierung selbst Verantwortung übernehmen müsste bleibt es bei vagen Aussagen oder es wird auf andere verwiesen. So lehnt schwarz-gelb die notwendige Überarbeitung des Bundeswald- oder des Bundesjagdgesetzes ab.
Ministerin Aigner hat ein nett zu lesendes, aber harmloses Papier vorgelegt. Als Linksfraktion haben wir unsere Anforderungen an die Strategie bereits Anfang Juli vorgelegt. Davon sind nur wenige Aspekte in der nun verabschiedeten Waldstrategie zu finden. Beispielsweise bekennen wir uns klar zur Biodiversitätsstrategie, zu der sich die Bundesregierung verpflichtet hat. Sie schreibt fünf Prozent aus der Nutzung genommene Waldfläche vor. Sie sollen sich möglichst unabhängig von menschlichem Einfluss entwickeln. Bäume dürfen zum Beispiel nicht gefällt werden. In der Waldstrategie wird nur vage an diesem Ziel festgehalten. Während der Regierungsbefragung zur Waldstrategie am Mittwoch rückte der parlamentarische Staatssekretär sogar ausdrücklich davon ab.
Für die Linksfraktion ist klar: Die Debatte über den Zukunftswald ist mit der Vorlage der Waldstrategie nicht beendet. Wir werden im Bundestag weiter für eine naturnahe Waldbewirtschaftung streiten.
Hier finden Sie die Anforderungen der LINKEN an die Waldstrategie:
www2.kirstentackmann.de/uploads/110701_position_linke_anforderungen_waldstrategie2020.pdf
und die Waldstrategie 2020:
www.bmelv.de/waldstrategie2020
Anhang: btr.pdf