Moratorium für Wildtierhandel
Am Donnerstagabend lagen dem Plenum Anträge der Koalition, der FDP und der Grünen zum Thema Wildtierhandel vor. DIE LINKE hatte ihren Antrag zu diesem Thema bereits vor der Sommerpause vorgelegt. Er ist bereits an die Ausschüsse überwiesen.
Dieser Antrag fordert ein Moratorium für Wildtierhandel aus ethischer und epidemiologischer Verantwortung. Damit sind drei Botschaften verbunden:
Es muss beim Handel mit Wildtieren unverzüglich gehandelt werden, weil ethische Probleme dringend gelöst und Infektionsrisiken schnell reduziert werden müssen. Ausdrücklich nicht gewollt ist ein generelles Verbot des Haltens von Wildtieren. Denn Wildtierhaltungen in Menschenobhut leisten viel für den Artenschutz. Das verdient Respekt und Anerkennung!
Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war vor ein paar Jahren eine tödliche Pilzinfektion, die 40 Prozent aller Froscharten im Regenwald Panamas ausgerottet hat. Die vielleicht letzten gesunden Exemplare konnten in einer dramatischen Rettungsaktion in menschliche Obhut evakuiert werden.
Aber gerade als Tierärztin kennt man auch die riskanten und dunklen Seiten des Handels mit Wildtieren. Eine aktuelle Studie von Pro Wildlife zeigt, dass dieser weitgehend unreguliert ist. Und er ist stark abhängig von Wildfängen. Für viele Reptilien- und Amphibienarten gilt er unterdessen als Hauptbedrohung! Selbst für Arten mit Schutzstatus in ihren Herkunftsländern.
Und leider ist die EU ein Hauptumschlagplatz für den legalen und illegalen Handel mit Wildfängen. Dass darf nicht so weitergehen! Leider gilt es wohl als schick, Exoten zu halten. Deshalb geht es auch um sehr viel Geld. Artenschutz, tierschutzgerechter Transport oder tiergerechte Haltung werden da schnell zur Nebensache. Aber Arten- und Tierschutz sind unsere ethische Verantwortung. Deshalb sind wir als Gesetzgeber gefordert! Gut, dass sich der Bundestag darin weitgehend einig ist.
Aber bis dieses Regelwerk beschlossen und durchgesetzt ist, vergeht viel Zeit. Für manche Art zu viel. Deshalb muss ein Moratorium für den Wildtierhandel her!
Aber wo Artenschutzregeln schon sehr löchrig sind, fehlt das Infektionsrisiko Wildtierhandel fast vollständig. Das ist hochriskant. Das Epidemie- und Pandemierisiko durch Zoonosen, also von Tieren, oft Wildtieren, auf Menschen übertragene Infektionen, ist unterdessen offensichtlich. Die Wissenschaft mahnt, dass das Pandemierisiko erheblich steigt mit dem Vordringen von Menschen in bislang unberührte Lebensräume und deren Zerstörung.
Aber Wildtiere können auch als Heimtiere Erkrankungen übertragen. Gerade gab es sogar tödliche Infektionen bei Schönhörnchen-Haltenden. Trotzdem wird dieses Risiko beim Wildtierhandel bisher nahezu komplett ausgeblendet.
Ein striktes Regelwerk für den Wildtierhandel wird gebraucht. Die Zeit läuft.
Hier der Antrag der Linksfraktion „Moratorium für Wildtierhandel aus ethischer und epidemiologischer Verantwortung“ (Drs. 19/20551).