Denn so gut Hilfe in akuten Krisensituationen ist und selbstverständlich sein sollte, so wichtig ist es zu analysieren, ob und wenn ja welche chronischen, moralisch-ethischen Belastungen auch in der Landwirtschaft zu psychischen Erkrankungen führen können und wie diesen vorgebeugt werden kann. Es wäre gut, wenn das Bundeslandwirtschaftsministerium in diesem Sinne aktiv wird.“, so Dr. Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE auf die Antwort der Bundesregierung zu Ihrer Schriftlichen Frage zu moralischen Verletzungen in der Landwirtschaft.
Hintergrund:
Der zunehmende Druck des internationalen Dumping-Wettbewerbs schlägt sich nicht nur finanziell nieder. Er führt gerade in Betrieben zu großen psychischen Belastungen, die nach bestem Wissen und Gewissen handeln wollen. Der Preisdruck führt nicht nur zu Existenzängsten, sondern zu moralisch-ethischen Konflikten und chronischer Dauerbelastung, insbesondere in der Tierhaltung. Auch Mitarbeitende von Veterinärämtern stehen oft vor dieser Situation. Aus dem Sprachgebrauch des Militärs kommt der Begriff „moral Injury“, der diesen Vorgang des Übertretens der eigenen Wertvorstellungen mit teils traumatischen Folgen beschreibt. Die Zukunftskommission Landwirtschaft sollte auch diesen Aspekt berücksichtigen. Deshalb fordert DIE LINKE die Bundesregierung auf, auch geisteswissenschaftliche Aspekte einer Tierhaltung mit Zukunft zu untersuchen und eine Studie zu den moralischen Dilemmata initiieren, vor allem bei der Nutztierhaltung. Wenn Mensch, Tier und Umwelt an den bestehenden Rahmenbedingungen erkranken, liegt der Fehler im System. Deshalb fordern wir eine Transformation hin zu einer am Gemeinwohl orientierten Agrarpolitik!
Hier die Antwort der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage Nr. 1/145 zu moralischen Verletzungen in der Landwirtschaft.