Dr. Kirsten Tackmann weiter:
„Allerdings müssen weitere Schritte folgen. Eine Pestizidminimierung muss zu einer Strategie gegen den Insektenschwund beitragen. Dabei geht es nicht nur um Bestäuber als Grundlage guter Erträge, sondern um den Erhalt eines wichtiges Teils des Ökosystems, denn Insekten sind zum Beispiel auch Nahrungsgrundlage für Vögel oder Säugetiere, die mit ihnen verschwinden.
Es reicht auch nicht, Pestizidanwendungen zu minimieren und besonders gefährliche Wirkstoffe ganz zu verbieten. DIE LINKE fordert seit Jahren mehr Unterstützung für eine insekten- und bestäuberfreundliche Landwirtschaft. Es müssen nicht nur mehr blühende Landschaften entstehen, sondern sie müssen beispielsweise reicher strukturiert und auf wie neben dem Acker vielfältiger werden sowie auch ökologische Nischen sichern. Dazu kann übrigens auch jede und jeder im persönlichen Umfeld beitragen – ob im Garten, auf kommunalen Flächen oder auf Balkon oder Fensterbrett.
Zudem brauchen wir bezahlbare, praktikable und risikoärmere Alternativen zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, die gleichzeitig den Boden und die Gewässer schonen. Es muss auch mehr über die Vermeidung von Großschadenslagen durch Risikominimierung bei Pflanzenerkrankungen nachgedacht und geforscht werden. Eine bessere Förderung von entsprechenden Forschungsvorhaben ist genauso notwendig, wie die Finanzierung von Aus- und Weiterbildung sowie Beratung.
Die Vorschläge für das vom Bundeslandwirtschaftsministerium angekündigte Aktionsprogramm Insektenschutz, die gerade mit dem gemeinsamen Verbändepapier mehrerer Umwelt-, Tierschutz- und ökologischer Bauernverbände vorgelegt wurden, sind ein wichtiger Diskussionsbeitrag, der aufgegriffen werden sollte.“
Berlin, 27.04.2018
Hintergrund:
Im Dezember 2017 verschob der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebensmittel und Futtermittel der EU (ScoPAFF) die Entscheidung über ein Freiland-Verbot der drei Neonikotinoide Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam, bis die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Gefährlichkeit der 3 Insektizide bewertet hätte. Diese Bewertung wurde am 28. Februar 2018 veröffentlicht und bestätigt die Gefährlichkeit für Honig-, Wildbienen und Hummeln, von der DIE LINKE. seit Jahren spricht.