Auf der Tagung wurde vor dem Hintergrund der neuen technischen Möglichkeiten zur radikalen Veränderung des Erbgutes, die Frage nach den ethischen und rechtlichen Grenzen und der Verantwortung von Politik, Wissenschaftlern und Investoren diskutiert.
In den letzten zehn Jahren haben sich Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren fast verdreifacht. Das bestätigen jetzt auch offizielle Zahlen der Bundesregierung.
Es war schon immer problematisch mit der Verantwortung der Wissenschaft, denn der Forscherdrang ist schwer zu bändigen. Doch heute finanziert die Wirtschaft Forschungsvorhaben, und die Folge ist, dass weltweit der Einfluss der Großkonzerne unabhängige Forschung fast unmöglich macht. In England werden beispielsweise jährlich über zwei Millionen Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren registriert.
Die Erforschung neuer Gentechnik-Verfahren ermöglicht nun auch die Entwicklung von immer neuen Tierversuchsmodellen. Angesichts der damit verbundenen Gewinnaussichten und der technischen Machbarkeit tritt die Frage nach der tatsächlichen Sinnhaftigkeit und ethischen Vertretbarkeit der Tierversuche immer weiter in den Hintergrund.
Das ganz große Geschäft wittern die Großkonzerne durch die Möglichkeit, Patente beim Europäischen Patentamt für diese maßgeschneiderten Tierversuchsmodelle, von der Maus bis zum Schimpansen, zu erlangen, wofür sie viel Geld investieren. Die Rechtsgrundlage ist das Europäische Patentübereinkommen aus dem Jahr 1973, das den aktuellen Entwicklungen überhaupt nicht mehr entspricht.
1992 wurde ein Patent auf die so genannte Krebsmaus erteilt. Die Mäuse sind gentechnisch so manipuliert, dass sie im Laufe ihres Lebens zwangsläufig an Krebs erkranken. Angemeldet hatte das Patent die Harvard-Universität, genutzt wird es vom US-Konzern DuPont. Inzwischen wurden in Europa etwa weitere 1500 Patente auf Versuchstiere erteilt.
Auch der Handel mit gentechnisch veränderten Versuchstieren ist längst ein lohnendes Geschäft. Die patentierten Versuchstiere werden als lukratives Produkt beworben und gehandelt. Tierversuche drohen immer öfter zum Selbstzweck zu werden.
Unterdessen werden auch neue Methoden der Synthetischen Gentechnik erforscht, die sich erheblich von dem unterscheiden, was bisher unter dem Begriff Gentechnik verstanden wurde. Die DNA muss nicht mehr aus Lebewesen isoliert werden, sondern wird mittels Computerprogrammen zusammengesetzt und im Labor synthetisch hergestellt.
Versuche an Menschenaffen, wie Schimpansen, wurden in der EU 2010 mehr oder weniger verboten. Dort hatte sich die Ansicht durchgesetzt, dass Versuche an Primaten und insbesondere an Menschenaffen ethisch noch weniger akzeptabel sind, als bei anderen Versuchstieren, unabhängig von deren medizinischem Nutzen. Trotzdem wurden vom Europäischen Patentamt Patente erteilt, bei denen gentechnisch veränderte Schimpansen benötigt werden.
Die Dose der Pandora ist geöffnet. Da hilft nur ein klares Verbot, das auch DIE LINKE unterstützt.