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!! ACHTUNG!! DIESE SEITE WIRD NICHT MEHR AKTUALISIERT. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Anliegen nach dem Ende des Mandats von Dr. Kirsten Tackmann am 26.10.2021 an die aktuelle Linksfraktion im Bundestag. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und konstruktive Kritik der vergangenen 16 Jahre möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Es ging dieser Sitzungswoche auch um eine Debatte zu Gesetzesänderungen mit dem Ziel, zu hohe Wildbestände deutlich mit jagdlichen Mitteln zu reduzieren. In vielen Regionen sind Wildbestände leider so hoch, dass junge Bäume den Schutz von Zäunen brauchen. Das ist teuer und zerschneidet die Lebensräume – hat also Nachteile. Diese jungen Bäume werden aber dringend gebraucht! Nicht nur für den Waldumbau, der schneller gehen muss. Sondern leider unterdessen auch als Ersatz in Wäldern mit Sturm- oder Dürreschäden.

Zum Glück gibt es einen Konsens in Gesellschaft und im Bundestag: dass wir unseren Kindern gesunde, zukunftsfähige Wälder hinterlassen müssen!  Gerade unserem Land wird ja sogar ein fast mystisches Verhältnis zum Wald nachgesagt. Was es übrigens umso absurder macht, wenn noch immer Wälder für Tagebaue oder Autobahnen gerodet werden.

Es ist unstrittig, dass Wildbestände vielerorts reduziert werden müssen. Dabei geht es auch nicht nur um Forstinteressen. Als Veterinär-Epidemiologin warne ich seit vielen Jahren vor dem Risiko historisch hoher Schwarzwildbestände, wenn die Afrikanische Schweinepest vor der Tür steht. Gleichzeitig sind die Ursachen vielfältig. Und gerade als Tierärztin muss ich vor dem großen Halali daran erinnern: auch Wildtiere sind Lebewesen und sie gehören zum Ökosystem Wald! Sie dürfen nicht auf Forstschädlinge reduziert werden! Also nicht Wald vor Wild, sondern Wald und oder mit Wild – darum geht es!

Die Zweifel, ob die Neuregelungen erforderlich, geeignet und verhältnismäßig sind, müssen wir deshalb in der Anhörung sehr ernsthaft diskutieren. Es gibt ja sehr gute Beispiele, wie Wald mit Wild gelingen kann. Von diesen Erfahrungen müssen wir lernen. Das Ziel ist klar: Waldumbau oder Wiederaufforstung müssen erfolgreich sein, auch ohne Zaun. Dazu werden standortangepasste Wilddichten gebraucht und kluge Jagd-Konzepte müssen dazu beitragen! Gelingen kann das nur in enger Zusammenarbeit vor Ort – zwischen Landbesitzenden, der Land- und Forstwirtschaft, der Jägerschaft und den Behörden!

Die Debatte wären sehr viel leichter, wenn es ein gesellschaftlich akzeptiertes Leitbild Jagd gäbe. Denn bei der Frage nach der Aufgabe von Jagd und ihren erlaubten Handlungsspielräumen gibt es ein sehr breites Meinungsbild. In der Waldstrategie 2020 hatte die damalige Bundesministerin Aigner ein solches Leitbild Jagd angekündigt. Das war mutig und diese sicher spannungsgeladene Debatte wurde neugierig erwartet. Nur hat sie leider nie stattgefunden. Aus LINKER Sicht muss Jagd als Gemeinwohlaufgabe im Ökosystem Wald definiert werden. Jagdausübung darf kein Privileg elitärer Geldbeutel sein, sondern muss auf der Leidenschaft für einen gesunden, standortangepassten Wildbestand beruhen. Außerdem wird zur Konfliktlösung mehr Jagd- und Wildforschung sowie gut ausgebildetes und bezahltes Personal im Wald gebraucht! Mehr Jagd allein ist keine Lösung.