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!! ACHTUNG!! DIESE SEITE WIRD NICHT MEHR AKTUALISIERT. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Anliegen nach dem Ende des Mandats von Dr. Kirsten Tackmann am 26.10.2021 an die aktuelle Linksfraktion im Bundestag. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und konstruktive Kritik der vergangenen 16 Jahre möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Am 8. Oktober 2018 fand auf Initiative der Linksfraktion ein öffentliches Fachgespräch im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft zum Thema „Wolf und Herdenschutz – Suche nach konstruktiven Lösungsansätzen“ statt. Die Weidetierhalterinnen brauchen endlich mehr Unterstützung für den präventiven Herdenschutz – und eines stellte die Mehrheit der geladenen Expert_innen sehr klar heraus: Die Weidetierhaltung ist in ihrer Existenz bedroht. Der Fehler liegt im System, der falschen Agrarpolitik, und nicht beim Wolf.

LINKE sieht Weidetierhaltung existenziell gefährdet – Union/SPD – Koalition verweigert Rettung

von Kirsten Tackmann

Angesichts der sich in vielen Regionen zuspitzenden Situation hatte DIE LINKE monatelang ein erneutes öffentliches Fachgespräch im zuständigen Fachausschuss des Bundestags zum Thema Herdenschutz eingefordert, das endlich am 8. Oktober 2018 stattfand.

Vier von fünf Expert_innen waren sich einig, dass unter anderem dringend mehr Unterstützung für den präventiven Herdenschutz gebraucht wird – sowohl finanziell als auch durch bessere Rechtsetzung. Insbesondere Schäfermeister Knut Kuzcnik von der AG Herdenschutzhunde und Andreas Schenk vom Bundesverband der Berufsschäfer machten eindrücklich klar, dass die Weidetierhalter_innen auch ohne Wolf existenziell bedroht sind, weil sie für ihre Arbeit für das Gemeinwohl weder vom Markt noch durch Fördermittel angemessen bezahlt werden. Die zusätzlichen Aufwendungen von Geld und Arbeit für den schon vor der Ankunft des Wolfes zwingend notwendigen Herdenschutz spitzen die Existenznot nur noch zusätzlich zu. Deshalb ist nicht der Wolf die Bedrohung für die Weidetierhaltung, sondern vor allem eine falsche Agrarpolitik und die Verweigerung, sie endlich zu korrigieren.

Aber während LINKE, Grüne und SPD darüber diskutierten, was jetzt dringend für den Herdenschutz getan werden muss, diskutierten Union, FDP und AfD vor allem über Wolfsjagd. Und auch in der Haushaltsdebatte im Ausschuss zwei Tage später wurde klar, dass die Bundesregierung nicht gewillt, etwas für den Herdenschutz zu tun. Und auch die Koalition ließ keinen Willen erkennen. Zwar räumte auch Ministerin Klöckner auf Nachfrage der LINKEN die schwierige Lage der Weidetierhalterinnen und -halter ein, aber wirklich handeln will sie nicht. Und so zieht sich das Drama seit Jahren hin. Die Koalitionen sitzen das Problem aus, DIE LINKE fordert – wiederholt – ein Bundesprogramm Weidetierhaltung mit 50 Millionen Euro für den Bundeshaushalt 2019 und endlich auch ein Herdenschutzkompetenzzentrum unter Leitung des BMEL, das bundeseinheitliche Herdenschutzmaßnahmen diskutiert, umsetzt und dazu berät.

Die Antwort der Bundesregierung auf die Schriftliche Frage der LINKEN im Bundestag wies die Bundesregierung wiederholt auf die Flächenprämie und einzelne Maßnahmen in der Zweiten Säule der GAP hin, mit denen die Schaf- und Ziegenhaltung aus ihrer Sicht ausreichend unterstütz würde. Deshalb sähe die Bundesregierung keinen zusätzlichen Bedarf zur finanziellen Unterstützung der Weidetierhaltung.

Diese Aussage ist eine dramatische Fehleinschätzung, denn trotz dieser –oft nur theoretisch verfügbaren – Fördermöglichkeiten ist die Realität gerade in den Schäfereien düster. Viele geringe Erzeugerpreise, fehlende oder nicht förderfähige Flächen und zu geringe Fördersätze mit dem Rücken an der Wand und vor der Altersarmut. Fachkräfte sind in dieser Situation schwer zu finden, die, die durchhalten werden immer älter.

Trotzdem ist die Solidarität der Schäferinnen und Schäfer ungebrochen. In Zeiten der Dürre haben sie zugestimmt, die ökologischen Vorrangflächen mit Zwischenfrüchten auch für andere Weidetiere zur Winterbeweidung und für den Schnitt zwecks Futternutzung zu öffnen. Dabei führt dies in den Schäfereien selbst zu weiteren Engpässen an Futter und Flächen. Eine ohnehin schwierige Lage wird noch ernster.

Andreas Schenk von Bundesverband Berufsschäfer sagte es sehr eindrücklich im Fachgespräch: Der Wolf spränge den kurz vorm Ertrinken stehenden Schäferinnen und Schäfern nur noch auf den Kopf. Sie bräuchten endlich einen Rettungsring, nicht jemanden, der den Wolf abschießt. Aber CDU/CSU, FDP und AfD versteiften sich zunehmend auf die offene Bejagung des Wolfes, statt präventiv Schäden zu vermeiden. Vier von fünf Sachverständigen waren sich darin einig, dass aktuell eine Bejagung die Probleme gar nicht lösen würde, sondern nur ein voller finanzieller Ausgleich für Herdenschutzmaßnahmen – von Zäunen über Herdenschutztiere bis hin zu nötigen Arbeitsstunden. Ilka Reinhardt vom Institut für Wolfsmonitoring und -forschung LUPUS in Sachsen wies diesbezüglich darauf hin, dass Herdenschutzmaßnahmen überall präventiv umgesetzt und natürlich erstattet werden müssten. Auch dort, wo der Wolf noch nicht angekommen sei. Denn habe er erst einmal gelernt, wie lecker Schafe seien, würde ein Schutz schwieriger. Es muss etwas passieren, und zwar unverzüglich!

DIE LINKE wird bei dem Thema weiter dran bleiben – denn wir brauchen die Weidetierhaltung und die Weidetierhaltung braucht uns.