Seit 1987 sind Wölfe in den alten Bundesländern streng geschützt, seit 1992 EU-weit. Das trägt zur natürlichen Wiederbesiedlung bei. In der Oberlausitz wurden erstmals 1998 Elterntiere mit Welpen beobachtet. 2013/2014 wurden in fünf Bundesländern insgesamt 25 Wolfsrudel, 8 Wolfspaare und 3 sesshafte Einzelwölfe nachgewiesen.
Der Wolf war einmal in Deutschland der einzige natürliche Feind größerer Wildtiere. Schalenwild, insbesondere Rehe, stehen in seinem Beuteschema ganz oben. Er hat eine wichtige Rolle im Ökosystem, weil er vor allem kranke und schwache Tiere erbeutet. Er gehört zur „Gesundheitspolizei“ in Wald und Flur.
Wölfe nehmen gern leichte Beute, wenn das ihre eigene Sicherheit nicht gefährdet. So stiegen im Mittelalter Nutztierverluste mit Beginn der Huteweidung (Waldweide mit Buchecker- und Eichelmast ohne Schutzzaun). Das hat das Verhältnis zwischen Menschen und Wolf weiter verschlechtert. Um 1850 war der „böse“ Wolf in Deutschland ausgerottet.
Nun ist er wieder da. In einem Teil der Gesellschaft, trifft er jetzt auf ein größeres Verständnis seiner Rolle im Ökosystem. Bei anderen sind die alten Ängste noch gewachsen, weil die Erfahrung im Umgang mit ihm fehlt. Dabei spielen oft eher Gerüchte als Wissen eine Rolle.
Das zu verändern ist auch Aufgabe der Politik im Dialog mit Wissenschaft und Betroffenen. DIE LINKE hatte dazu in dieser Sitzungswoche gleich zwei Termine: mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und ein Ausschuss-Fachgespräch mit dem Bundesverband der Landesschafzuchtverbände.
Für Öffentlichkeitsarbeit und Monitoring sind die Bundesländer zuständig. In Sachsen und Brandenburg, wo Isegrim schon länger wieder heimisch ist, klappt das ganz gut. Wissen und Erfahrungen sollten zentral gesammelt, aufbereitet und zugänglich gemacht werden. Auch mehr Forschung ist nötig, denn die Umgebung, in die der Wolf zurückkehrt, hat sich verändert. Dabei lohnt es sich, über den regionalen oder fachlichen Tellerrand zu schauen. Aus der Beobachtung lebender Wölfe kann man viel lernen. Zum Beispiel, dass horntragende Rassen wehrhafter sind und dass auch Herden mit gut ausgebildeten Herdenschutzhunden vom Wolf gemieden werden.
Aber auch das Totfundmonitoring ist spannender als mancher „Tatort“. Nicht nur Fressverhalten oder Krankheiten kommen ans Licht, sondern auch die Todesursache inklusive Gesetzesverstöße.
Probleme dürfen weder verharmlost noch überhöht werden. Richtiges Verhalten im Wolfgebiet muss wieder gelernt werden. Weidetierhalterinnen und -halter brauchen Unterstützung um Konflikte zu vermeiden und ihre Tiere gegen Wolfsangriffe zu schützen. Schadensregulierung allein ist zu wenig.
Ein bundesfinanziertes Kompetenzzentrum muss dabei helfen, wieder mit dem Wolf zu leben.