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Schäferinnen und Schäfer müssen von ihrer Arbeit leben können. Deshalb fordert DIE LINKE die Weidetierprämie. Aber auch eine bessere schaf- und ziegenfreundliche Infrastruktur muss geschaffen werden wie Brunnen oder Randstreifen als Wander- und Triftwege.

Schäferinnen und Schäfer demonstrieren für Weidetierprämie

von Kirsten Tackmann

Zur Einläutung der Weidetierprämie erklangen am Dienstag gut 200 Schafsglocken vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Schäferinnen und Schäfer aus ganz Deutschland, Verbände, Politik, Unterstützerinnen vertraten dort lautstark ihre Forderungen nach einer angemessenen Förderung von Weidetierhalterinnen und Weidetierhaltern. Es geht um die Einführung einer gekoppelten Zahlung innerhalb der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Um die sogenannte Weidetierprämie, die 22 andere Mitgliedstaaten der EU an ihre Flächennutzerinnen und -nutzer auszahlen, eine Prämie von 38 Euro pro Weidetier.

Die Lage der Weidetierhalterin und -halter ist ernst. Besonders die Schafhaltung leidet unter der fehlenden Weidetierprämie, da Schäferinnen und Schäfer oft keine eigenen Flächen bewirtschaften. Gerade Weidetierhalterinnen und -halter, die von Anderen gepachtete Flächen nur zeitweise nutzen, haben damit keinen Anspruch auf eine Flächenprämie. Hinzu kommt, dass es immer weniger Triftwege gibt. Randstreifen an Äckern und Gewässern in ausreichender Breite und zusammenhängende Grünlandflächen werden immer seltener. Dazu hat nicht nur der gesamte Berufsstand Nachwuchsprobleme, auch die Flächen schwinden mehr und mehr.

Der Lohn ist niedrig, die Vermarktung der wertvollen Produkte zunehmend schwierig. Der Beitrag zum Natur-, Arten-, Hochwasser- und Klimaschutz, den Schäferinnen und Schäfer mit ihren Schafen leisten, wird beileibe nicht angemessen honoriert. Schafe halten nicht nur die Landschaft offen, sondern sind wichtig für die Artenvielfalt. Dort, wo Schafe weiden, verbuscht die Fläche nicht und es wachsen Pflanzenarten, die im Schatten nicht gedeihen würden. Andererseits sind Schafe so genügsam und leicht, dass sie selbst hochsensible Bereiche wie Hochmoorflächen beweiden können. Damit tragen sie zum Erhalt der Moore und zum CO2-Verbleib im Boden bei.

Die Petition „Rettet die letzten Schäfer/innen Deutschlands – Traditionsberuf am Ende! #SchäfereiRetten“, die der Wanderschäfer Sven de Vries vor etwas mehr als zwei Wochen gestartet hat, liegt am 15. März bei 101.704 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern (Stand 13:12 Uhr). Das zeigt die Dringlichkeit, die eine Forderung nach der Kopplung in der Direktzahlung in Deutschland hat.

Die Weidetierprämie könnte ab 2019 in Deutschland eingeführt werden, wenn die Bundesregierung bis zum 1. August 2018 auf Grundlage der Direktzahlungsverordnung (EU) 1307/2013 Titel IV Kapitel 1 eine Mitteilung an die Europäische Kommission schreibt. Die Weidetierhalterinnen und -halter planen diverse Aktionen bis zur Agrarministerkonferenz Ende April in Münster. Die Demonstration für die Weidetierprämie am 13. März zu der der Bundesverband der Berufsschäfer aufrief war der Auftakt.

In der vergangenen Landwirtschaftsausschusssitzung am 14. März beantragte DIE LINKE einen Bericht der Bundesregierung zur Weidetierprämie. Credo war, dass die Bundesregierung eine Kopplung der Direktzahlungen der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nicht unterstütze. Um die Forderung nach einer gekoppelten Prämie besonders für die Weidetierhalterinnen und -halter kleiner Wiederkäuer voranzutreiben, wird DIE LINKE einen diesbezüglichen Antrag in den Bundestag einbringen.

DIE LINKE fordert nicht nur die Einführung der Weidetierprämie, sondern auch ein angemessen finanziertes und praktikables Herdenmanagement, das es den Schäferinnen und Schäfern ermöglicht, Herdenschutz zu betreiben. Hierzu wird es voraussichtlich am 18. April 2018 eine öffentliche Anhörung auf Grundlage der verschiedenen Anträge, u.a. der LINKE Antrag „Herdenschutz jetzt bundesweit wirkungsvoll durchsetzen“ (19/581), im Umweltausschuss geben. Für eine weitere öffentliche Anhörung setzen wir uns im Landwirtschaftsausschuss ein.