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!! ACHTUNG!! DIESE SEITE WIRD NICHT MEHR AKTUALISIERT. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Anliegen nach dem Ende des Mandats von Dr. Kirsten Tackmann am 26.10.2021 an die aktuelle Linksfraktion im Bundestag. Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und konstruktive Kritik der vergangenen 16 Jahre möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken.

Den August über führten die Wege übers Land Kirsten Tackmann auch zu verschiedenen Agrarbetrieben, Erzeuger*innen, Weidetierhalter*innen, Schutzacker- und Agroforstbetreiber*innen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin aus dem Brandenburger Landtag, Anke Schwarzenberg, suchte sie den DIALOG mit allen Beteiligten. Es ging u.a. um Weidetierhaltung, Agrarforschung, Bodeneigentum, regionale Verarbeitung und Vermarktung, Agroforst, Tagebaufolgelandschaften oder alternative Anbaukulturen wie Nutzhanf. Eingeladen zum Gespräch waren auch Vertreter*innen der Kreisbauernverbände, der Landschaftspflegeverbände und Wahlkreiskandidat*innen.

Schäfer Frank Hahnel, Anke Schwarzenberg und Bettina Fortunato

Die Impulse aus den Dialogen werden einfließen in die agrarpolitische Arbeit. Es muss sich etwas ändern in der Agrarproduktion in diesem Land. Wenn es immer schwieriger wird, von landwirtschaftlicher Arbeit zu leben, wenn die Wertschätzung der Arbeit in der Landwirtschaft sinkt, der Zugang zu Boden immer schwieriger wird, Natur und Klima belastet werden, läuft etwas schief – auf unser aller Kosten.

Kirsten Tackmann, Anke Schwarzenberg und Aaron Scheid mit Anja Hradetzky auf den Oderwiesen

Das Dogma stetig wachsender Warenproduktion für einen sozial und ökologisch blinden Weltagrarmarkt hat in eine gefährliche Sackgasse geführt. Landwirtschaftsfremde Investoren verdrängen ortsansässige Agrarbetriebe und entkoppeln die Landwirtschaft vom Dorf und von den Verbraucher*innen. Ein einfaches Weiter so ist keine Option. Aus Sicht der LINKEN soll Landwirtschaft wieder zur Versorgerin mit regionaler Verarbeitung und Vermarktung werden, Wertschöpfung in die ländlichen Regionen zurückgeholt, Natur und Klima geschont werden – und von dieser landwirtschaftlicher Arbeit muss man leben können.

 

Die Frage „Wem gehört das Land“  zog sich durch alle Gespräche.  Zugang zu Boden ist existentiell – die Bodenpreise sind längst nicht mehr mit landwirtschaftlicher Arbeit zu finanzieren – 50 Prozent der Fläche in Ostdeutschland sind regional bereits in nicht-landwirtschaftlichem Besitz. Es ist bereits fünf nach zwölf! Wir brauchen dringend eine bundeseinheitliche Bodenpolitik, die dem Geschäftsmodell nicht-landwirtschaftlicher Investoren endlich einen Riegel vorschiebt.

Landwirtschaft braucht unabhängige Agrarforschung – dies wurde immer wieder von den Landwirt*innen angesprochen. Ebenso der fehlende Nachwuchs, was nicht wundert, wenn man sich die prekären Verhältnisse anschaut. Stark betroffen davon sind auch die Weidetierhalter*innen – die, die so wichtige Arbeit fürs Gemeinwohl leisten wie wie Deich- und Moorpflege. Selbst Betriebe, die über Generationen existieren, suchen verzweifelt Nachwuchs – oft wollen die eigenen Kinder diese schwere und obendrein schlecht bezahlte Arbeit nicht machen. Seit Jahren weist DIE LINKE auf diese unhaltbaren Zustände hin und fordert eine bundeseinheitliche Weidetierprämie.

Auszubildende bei Schäfer Frank Hahnel

Die Frage der Vereinbarkeit von notwendigen Klimaschutzmaßnahmen und Überlebensfähigkeit von Betrieben zeigte, wie wichtig es ist im Gespräch zu bleiben und auch an der Distanz zwischen Verbraucher*innen und Erzeuger*innen zu arbeiten. Klar ist, die Probleme lösen wir nur solidarisch, sozial und ökologisch. Alternative Wirtschaftsmodelle über Solidarische Landwirtschaft und Abokisten, die die unfairen Marktmachtverhältnisse umgehen sind möglich, allerdings immer abhängig von den großen Abnehmern und die sitzen eher in Berlin als in Brandenburg. Auch die Brücke zwischen urbanen und ländlichen Gemeinschaften gilt es fester zu bauen. Einigkeit bestand darin, dass wir für Artenvielfalt mehr tun müssen, jeder auf seine Weise – nur die Ziele müssen klar sein und niemand darf sich davon ausnehmen.

Anke Schwarzenberg, Kirsten Tackmann mit Ökonauten und Landwirt*innen bei „Stolze Kuh“

Agroforstwirtschaft als kombinierter Anbau von Gehölzen und Ackerkulturen kann einen wesentlichen Beitrag für mehr Klima-, Arten-, Boden- und Gewässerschutz leisten. Zwei Landwirtschaftsbetriebe, die Teil der Dialogtour waren, haben eindrücklich gezeigt wie Umwelt- und Klimaschutz wieder in Einklang mit der Landwirtschaft gebracht werden können. Ackerbaum ist ein Agroforst Forschungs- und Modellprojekt im Löwenberger Land. Im Süden Brandenburgs gründete sich der Deutsche Fachverbandes für Agroforstwirtschaft (DeFAF), in dem auch der Landwirtschaftsbetrieb Domin Mitglied ist. Trotz dieser Vorteile stehen Landwirtinnen und Landwirte vor erheblichen Herausforderungen, wenn sie Agroforstsysteme auf ihren landwirtschaftlichen Flächen etablieren möchten, für die es zukünftig konkrete Lösungsansätze auf Bundesebene bedarf.

Landwirtschaftsbetriebe die auf rekultivierten Tagebauflächen anbauen wie das Gut Neu Sacrow der Bauern AG Neißetal stehen vor besonderen Herausforderungen. Verkippte Böden haben im Zuge des Transports häufig viel Wasser verloren. Dadurch können die Ackerkulturen nicht mehr auf den Wasserspeicher im Boden zurückgreifen und sind voll auf das Wasser von oben angewiesen. Wenn das ausbleibt, wie in den letzten zwei Jahren, dann sieht es für diese Betriebe besonders ernst aus.

Besonders beeindruckend waren Betriebe die sich wirtschaftlich breit aufgestellt haben durch Produktion (Nutztierhaltung und Ackerkulturen), Verarbeitung (z.B. Schlachterei, Molkerei, Käserei) und Vermarktung (Hofladen, Café) – egal ob Familienbetriebe oder Agrargenossenschaften. Diese Betriebe sind häufig, stark in der Region verankert, schaffen Arbeitsplätze und produzieren für die Region.

Und last not least – welche Formen des gemeinsamen Wirtschaften werden gefunden? Längst werden Genossenschaften und betriebliche Kooperationen diskutiert. Kriterien wie naturgemäße Bewirtschaftung, Ortsansässigkeit  und Gemeinwohlorientiertheit spielen dabei eine entscheidende Rolle.